Große Fahrt für kleines Auto:
Anlässlich des „Kranwochenendes“ für unsere Else gab es für unseren „großen“ ZOE (41 kWh-Batterie) eine Bewährungsprobe und ein „kleines“ Abenteuer: Bisher hat sich der Zoe sommers wie winters auf unseren „Hausstrecken“ im ca. 80 km-Radius sehr gut bewährt, unabhängig davon, ob „gerast“ oder „eco“ gefahren wurde. Selbst bei minus 15 Grad sind solche Strecken hin und zurück ohne Rücksichtnahme auf den Verbrauch mehr als alltagstauglich.
Nie zuvor jedoch sind wir eine längere Autobahnstrecke gefahren, von daher konnte ich den Verbrauch auf einer solchen nicht so richtig einschätzen.
Vollgeladen –mit Strom und Gepäck – mache ich mich bei einbrechender Dunkelheit im eco-Modus und abgeschalteter Klimaanlage auf von Wendisch Evern in Richtung Kappeln.
Ausgestattet mit verschiedenen Ladekarten, dem 230-Volt-Steckerlader und einer Kabeltrommel kann das kleine Abenteuer beginnen…
Den Steckerlader und die Kabeltrommel führe ich vorsichtshalber für den Fall mit, dass die Ladestation bei „Elektro Petersen“ in Kappeln nicht verfügbar ist und ich den ZOE am Landstromkasten des Bootssteges aufladen muss. Zu diesem Zweck ist auch noch ein Adapter von CEE auf 230 Volt Koppelung mit im Gepäck…!
Nicht zu vergessen ein Schlafsack, etwas zu trinken und ein paar Müsliriegel.
Es sollte ungleich entspannter kommen als erwartet oder insgeheim befürchtet: Zahlreiche Baustellen und dichter Verkehr limitierten die Durchschnittsgeschwindigkeit auf ca.70 km/h, mal weniger, mal mehr!
Der angezeigte Durchschnittsverbrauch des ZOE sank trotz notwendigem Fahrtlicht zeitweilig auf 11 kWh pro 100 km, im Schnitt lag er am Ziel bei 12,0 kWh bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 71,5 km/h.
Am Ziel zeigt das Display eine Restreichweite von 120 km nach gefahren 220 km an, es hätte also noch locker z.B. bis nach Sonderborg in Dänemark gereicht !
Das respektable Ergebnis ist sicherlich dem eco-Modus und der konstanten Fahrweise, überwiegend mit Tempomat, geschuldet, diese „gechillte“ Fahrweise mag nicht jedermanns Sache sein, zumal der ZOE auch durchaus Fahrspaß bietet, den ich mir auf dieser Fahrt verkniffen habe.
Energiesparerlebnis am Rande:
Das Erlebnis meines Steuerberaters mit seinem Tesla überprüfend, warte ich gespannt auf den ersten Lkw, um mich in dessen „Sog“ zu begeben; tatsächlich ist das vom Steuerberater geschilderte Phänomen zu beobachten und „messtechnisch“ zu belegen:
Auf -zu wenige- Meter Abstand an den Lkw herangetastet, nimmt der Verbrauch von vorher durchschnittlich 11 auf 8 kWh ab!
Ich komme mir ein wenig vor wie bei einer „Luftbetankung“, durch den verringerten Verbrauch steigt ständig die angezeigte voraussichtliche Reichweite. Zum Schluss des „Experimentes“ ist die Reichweite um 20 km gestiegen, der Lkw-Fahrer verliert entweder die Nerven oder will tatsächlich abbiegen, kaum ist er auf der Ausfahrtspur steigt die für 85 km benötigte Leistung wieder um 3 kW an!
Ich wollte auch nur wissen „was geht“, auf Dauer wäre mir das eher dichte Auffahren zu anstrengend und zu gefährlich und irgendwie schien mir auch der Lkw-Fahrer langsam unruhig zu werden angesichts des konstant hinter ihm hängenden Fahrzeuges in „Polizei / Zolloptik“. Zumindest fuhr er außerordentlich artig die zulässigen Geschwindigkeiten, während andere Lkws mit 100 km/h das für den Lkw-Fahrer unfreiwillige Gespann überholten.
Die Fahrt hat ein bisschen das Vertrauen in die „Autobahntauglichkeit“ des ZOE gestärkt und einmal mehr merke ich, dass konstant fahren mit eher geringerer Geschwindigkeit auch entspannend sein kann, die konstante Fahrt auf der rechten Spur verging quasi wie im Fluge, aufgelockert nur durch die „Luftbetankung“…!
Einmal mehr erfreut auch die geräuscharme unaufgeregte elastische Kraftentfaltung eines Elektromotors, der jedes „konventionelle“ Auto einfach beschämend alt aussehen lässt!
Sehr zufrieden komme ich kurz vor Mitternacht in Kappeln an!
Am nächsten Morgen geht es auf in Richtung „Elektro Petersen“, einem Installationsbetrieb, der eine 11 kW-Ladestation für Kunden und andere „Interessenten“ errichtet hat und den – freiwilligen – Beitrag zum Laden einem örtlichen Kindergarten zukommen lässt.
Ein Mitarbeiter schließt die Ladestation auf, ich den Zoe an und frischer Strom pulsiert in ZOEs Batterie…
Mit dem Klapprad mache ich mich auf zum Einkaufen und zurück zum Boot, um den ZOE nachmittags mit einer stattlichen Reichweite nach Vollladung von 340 km abzuholen.
15 Euro verschwinden im Sparschwein für den Kindergarten und zurück bleibt ein „win-win“-Erlebnis, selbst wenn Petersen nicht alles spenden würde, haben sowohl der Kindergarten, Petersen, ich und die Umwelt etwas davon, stammt doch der Strom aus erneuerbaren Energien!
Außer Frage, die Elektromobilität ist erst im Aufbruch begriffen, wer nicht ein wenig Passion mitbringt und auf „heizen“ steht, ist hier fehl am Platz, das kann vorerst nur Tesla, die mit ihrem dichten Ladestationsnetz, extremen Ladeleistungen und dementsprechend sehr kurzen Ladezeiten die Elektromobilität vorerst alltagstauglich zu Ende gedacht haben, abgesehen davon, dass die „Massentauglichkeit“ noch in Arbeit ist…!
Stichwort Tesla: In Kappeln am „Hotel Pierspeicher“ gibt es eine Tesla-Ladestation, die mit ihrem Stecker „Typ 2“ auch den ZOE hätte laden können; nach zuvoriger Nachfrage werde ich aber nicht gerade wirklich freundlich abgewiesen mit dem Hinweis, dass diese Station nur den Gästen des Hotels vorbehalten ist.
Auch mein Hinweis, ich würde selbstverständlich gerne für den Strom bezahlen, lief ins Leere…!
Ein Elektrofahrzeug habe ich an dieser Station trotz zahlreicher Aufenthalte in Kappeln noch nie gesehen…!
Bei Petersen in Kappeln hingegen gab es einen freundlichen Smalltalk zum Thema Elektromobilität und zum „woher und wohin“…!
Derzeit ist Elektromobilität in weiten Grenzen schon alltagstauglich, zudem „familiär“ und das Laden teilweise noch kostenfrei, das alles wird in ein paar Jahren schon Geschichte sein und das individuelle und persönliche wird in der Anonymität der Massentauglichkeit untergehen.
Gut und schade zugleich…
Heute : unser ZOE in der Zeitung, aufgenommen anlässlich eines „Park- und Tankstopps“ (beides kostenfrei 🙂 ) auf dem Theaterparkplatz in Lüneburg, als „Symbolbild“ für zwei endlich mal gute und fundierte Leserbriefe zum Thema Elektromobilität…!
Sehr wohltuend nach dem vorangegangenen tumben Shitstorm verschiedener „Experten“…