Es ist nicht schön, wenn man an Weihnachten Geburtstag hat, ebenso wenig schön ist es, wenn man an Weihnachten arbeiten muss….Alena (alias Prinzessin Pinkeröschen) hat zwar Weihnachten nicht Geburtstag, musste aber arbeiten und die „Schildwache“ an „ihrer“ Hotelrezeption stellen…Das war ganz furchtbar langweilig, weil wohl nur wenige Menschen Weihnachten ins Hotel kommen, selbst dann nicht, wenn sie von einer echten Prinzessin empfangen werden… Was macht eine Prinzessin, wenn sie sich langweilt ? Sie quengelt, in diesem Fall bei Mutti über WhatsApp. Und was macht die Prinzessinmutter ? Sie schreibt ihr, ebenfalls über WhatsApp, ein kleines halbwahres Märchen mit realen Akteuren…Eingeweihte werden sie an ihren jeweiligen Eigenschaften wiedererkennen…!
Die Geschichte :
Es war einmal eine Prinzessin mit Namen Pinkeröschen. Sie war wunderschön, helle Haut, große Kulleraugen und liebreizende Lippen. Aber am schönsten waren ihre pinken Haare… lang, weich und wellig!
Viele Prinzen wollten sie heiraten… aber sie sagte immer Nein! Keiner war ihr gut genug, keiner war schön genug und keiner war schlau genug.
Inzwischen war Prinzessin Pinkeröschen in die Jahre gekommen und sie war immer noch ohne Prinz. Langsam wurde sie schwermütig und ein schwarzer Schleier legte sich über ihre pinke Haarpracht.
Eines Tages sagte der König: Es reicht! Du heiratest jetzt den erstbesten Prinzen, der vorbeikommt… auch wenn es ein Frosch ist!
Die Prinzessin weinte bitterlich….
Da klopfte es laut ans Schlosstor…..
Der Kastellan öffnete das quietschende Tor und herein kam….
Draußen vor dem Tor stand eine erbärmliche Kreatur. Verfilztes Flauschefell, zottelige Ohrhaare, rosa Nase und ein dickes Bäuchlein.
Laut verlangte die Kreatur Einlass.
Der Kastellan trat mit verzogener Mine beiseite und führte den Zotteligen in den Thronsaal.
Dort saßen der König und die schwarzverschleierte Prinzessin. „DEIN ZUKÜNFTIGER!“ donnerte der König. „Geh mit ihm und mir aus den Augen!!!!“
Die Prinzessin weinte und weinte…
Der Zottelige dachte sich: „Warum heult die Schnuckelige denn? Was Besseres als mich wird sie niemals finden. Ich bin toll, ich bin flauschig und schnelltrocknend. Sie darf mit mir kommen… hinter mir!“
Darauf verließ der Zottelige mit der Prinzessin im Schlepptau das Schloss und lief hoch erhobenen Hauptes tief in den Wald hinein.
Die Prinzessin Pinkeröschen trippelte hinter ihm her und jammerte: „Oh ich Arme! Oh Elend ! Jammer !!! …“
Nach einem langen Fußmarsch erreichten sie eine kleine Kate. Der Zottelige schloss die Tür auf, ging hinein und wälzte sich auf dem staubigen Fußboden.
Prinzessin Pinkeröschen guckte angewidert und dachte bei sich: „Oh ich Arme! Wo bin ich hier gelandet! Oh weh, oh Elend!“
Der Zottelige erhob sich und befahl der Prinzessin etwas zu essen zu bereiten! Viel und gut ! Mehr erwartete der Zottelige nicht. Einfach immer nur das Beste und viel.
Die Prinzessin war verzweifelt. Der Kühlschrank war leer, das Herdfeuer war aus und der Zottelige war hungrig.
Mitten in der Nacht kroch sie hungrig zum Zotteligen auf ein staubiges Lager. Mit geschlossenen Augen fragte der Zottelige: „Gibt`s endlich was zu essen?“
„Nein! Versorge dich selber, du sabberndes Monster!“ kreischte die Prinzessin.
Der Zottelige wies ihr für die Nacht ein Lager unter dem wackeligen Tisch zu.
Nach wenigen schlaflosen Stunden dämmerte das Morgengrauen….
Die Prinzessin stand mit schmerzenden Gliedern auf, reckte und streckte sich… schaute sich um, aber der Zottelige war nicht da. Auf dem Tisch stand ein Becher Wasser und ein Stück trockenes Brot.
Die Prinzessin schob Wasser und Brot von sich und suchte das Badezimmer. Als sie dieses nicht fand, wusch sie sich schnell mit einem Lappen und Wasser aus dem Bach.
Abends kam der Zottelige zurück, wälzte sich wonniglich auf dem Fußboden und grunzte zufrieden.
Wohlgelaunt holte er aus einem speckigen Beutel eine fettige Speckseite und ein hartes Brot. Er legte es auf den Tisch, rückte Becher und Teller zurecht und entschuldigte sich für einen kurzen Moment.
Er kam zurück mit sorgfältig gekämmten Ohrhaaren und sagte: „Prinzessin, bitte setzen Sie sich und speisen mit mir!“
Die Prinzessin drehte sich mit knurrendem Magen zur Seite. „HA! DANN BLEIBT MEHR FÜR MICH!“ schmatzte der Zottelige und machte sich über Speck und Brot her. Dann fiel er auf das staubige Lager, sein Bauch war gewaltig angeschwollen und kurz vor dem Einschlafen grunzte er: „AN MEINE SEITE ODER UNTER DEN TISCH !“ Dann schnarchte er gewaltig.
Die Prinzessin verbrachte eine weitere Nacht hungrig unter dem wackligen Tisch.
Am nächsten Morgen fiel die Prinzessin heißhungrig über Brot und Wasser her. Das Essen mit dem Zotteligen lehnte sie weiter ab.
So vergingen viele Tage. Der Zottlige kämmte seine Ohrhaare, sprach vornehm mit der Prinzessin und fiel schmatzend über das abgelehnte Essen her.
„AN MEINE SEITE ODER UNTER DEN TISCH !“
Die Prinzessin schlief jede Nacht unter dem Küchentisch. Aber in letzter Zeit wälzte sie sich schlaflos bis zum Mondschein und schaute immer öfter auf das staubige Lager, wo der Zottelige schnarchend und schnaufend selig schlief….
So verging ein Jahr.
Als im Winter der Schnee sehr hoch lag und der Zottlige das Haus nicht mehr verlassen konnte wurde das Essen knapp. Der Zottlige wurde dünner und dünner… das Flauschefell hing glanzlos und verfilzt an ihm wie alte Lappen. Die Prinzessin versuchte alles um die Kate warm zu halten und erfand die tollsten Wasser- und Brotrezepte.
Doch nach einer Weile – der Schnee stand bis zum oberen Fensterrand – wurde der Zottlige immer schwächer und schwächer. Ein Schatten seiner selbst.
„AN MEINE SEITE ODER UNTER DEN TISCH“… der Zottelige konnte nur noch flüstern.
Und eines Abends kuschelte sich die Prinzessin an den Zotteligen auf das staubige kalte Lager und legte ihre Arme um den ausgemergelten Körper des Zotteligen…
Als das Wetter wärmer wurde und ein laues Frühlingslüftchen um die Kate wehte, machte sich Prinzessin Pinkeröschen auf den Weg. Sie stapfte durch schmelzende Schneewehen, durch kalte Pfützen und durch grün sprießendes Gras.
Sie sammelte alles Essbare um eine stärkende Suppe für den Zotteligen zu kochen.
Löffelweise flößte sie ihm die Brühe ein, streichelte ihn und sprach liebevolle Worte zu ihm….
Mit der Zeit verflüchtigte sich der schwarze Schleier von ihren Haaren und ein pinkes Leuchten erfüllte die Kate. …
Im pinken Leuchten fing das Fell des Zottligen an sich zu glätten. Die Ohrhaare kräuselten sich keck und das Schnarchen und Schnaufen wurde leiser.
Die Prinzessin sang dem Zottligen jeden Abend etwas vor und bewachte seinen Schlaf. Und wie sie so neben ihm saß und ihn betrachtete wurde ihre Sympathie und Liebe zu dem Zotteligen immer größer. „AN MEINE SEITE ODER UNTER DEN TISCH“ kam nur noch leise und verhalten. Am folgenden Abend murmelte der Zottlige: „AN MEINE SEITE…. BITTE!“ Und die Prinzessin weinte vor Glück und kuschelte sich an den flauschigen Körper.
Als die Sommersonne hell durch die Fenster schien, hatte sich der Zottelige wieder erholt! Doch wie hatte er sich verändert! Ein gestählter Körper, aufmerksame Augen, ein gepflegtes Fell und gekämmte Ohrhaare. „Das habe ich nur dir zu verdanken!“ flüsterte er der Prinzessin zu.
Und Hand in Pfote verließen sie die Kate und liefen durch den lichtdurchfluteten Wald. Auf einer Lichtung fiel Prinzessin Pinkeröschen dem Zotteligen um den Hals und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die rosafarbene Nase. In dem Moment gab es einen großen Knall und viele leuchtende Sternchen erfüllten die Luft. Und vor der Prinzessin stand ein wunderschöner Prinz mit flauschigen Haaren!
Sie fielen sich in die Arme und wenn sie nicht gestorben sind, dann küssen sie noch heute!
ULI 26.12.2017