Am Wochenende 18.-22. August war es mal wieder soweit: Die alljährliche Motorradtour von Jörg und mir stand an und aufgrund der bewährten Vorgehensweise, vorsorglich zwei Wochenenden zu reservieren sind wir, um es vorweg zu nehmen, wieder nur bei bestem Motorradreise-, Bade- und Campingwetter unterwegs gewesen.
Zuvor kündigten sich Technikprobleme bei meiner „Tante K“, meiner geliebten BMW K75 an: Standesgemäß ging es natürlich nicht um grundsätzliche Probleme wie Motor oder Getriebe, sondern um die Peripherie, nämlich die Kraftstoffversorgung. Zwei Wochen zuvor hatte ich bereits merkwürdige Geräusche aus Richtung Benzinpumpe wahrgenommen und Leistungsverweigerung beim Gasgeben bei höheren Geschwindigkeiten. In Memoriam an einen rissigen Benzinschlauch im Tank meiner ersten K75, der für Druckabbau und in der Folge beeinträchtigter Kraftstoffversorgung gerade bei höherer Geschwindigkeit sorgte, vermutete ich diesmal Ähnliches. Nach der Montage des Tankeinfüllstutzens – dann kommt man an Benzinpumpe und Filter heran – offenbarten sich schleimige Ablagerungen im Tank, die offensichtlich im Dichtsetzen des Ansaugfilters der Benzinpumpe führten: Das abnormale Geräusch trat nämlich immer erst ca. nach 30 Sekunden nach dem Anlassen des Motors auf und mutmaßlich hat dann die Pumpe, die ja prinzipbedingt mehr fördert als verbraucht wird, den Tankinhalt soweit durcheinander gemischt, dass sich der Schleim vor den Ansaugfilter setzen konnte. Wie bei Pumpen und bei manchen Menschen üblich, fangen sie an zu kreischen, wenn sie nichts bekommen…!
Da sich der „Schleim“ beim besten Willen trotz aller Mühe nicht absaugen ließ, habe ich kurzerhand den Tank abgebaut, entleert und mit Wasser gespült, alles wieder zusammengesetzt, dabei den Filter erneuert und das Geräusch war weg…!
Leider habe ich dabei festgestellt, dass der Tank, obwohl aus Aluminium, im Inneren punktuell korrodiert ist und beim näheren Hinsehen hatte sich diese Korrosion auch in Form von „Aufbrüchen“ und Blasen an der Tankunterseite ihren Weg ins Freie gebahnt, sodass der Tank augenscheinlich vor dem Durchbruch stand…!
Auf das geplante Motorradwochenende mochte ich nun nicht verzichten und mit Mut zur Lücke, Alufolie, Schleifpapier, Epoxidharz, einer vorsorglich bestellten Ersatzbenzinpumpe – vielleicht hatte die alte vom Kreischen doch schon „einen weg“ – und einer erweiterten Werkzeugauswahl in Erwartung einer erforderlichen Tankreparatur haben wir uns auf den Weg gemacht, der uns diesmal nicht wie in den ganzen letzten Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern, sondern auf die dänische Insel Møn führen sollte.
Die Idee war mir gekommen, weil wir anlässlich unserer diesjährigen Ostseefahrt wieder an der Insel Møn vorbeigefahren sind, diese schon wie auch beim vorletzten Mal schon von See aus sehr verlockend aussah und überdies entgegen der ursprünglichen Vermutung die Anreise nach Møn eher ein „Katzensprung“ ist.
Im Internet hatten wir Camping West-Møn als „Ausgangsbasis“ für unseren Moen-Besuch und diese Auswahl hat alle Erwartungen übertroffen: Nach unserer Anreise über Fehmarn und die Fährverbindung Puttgarden-Rødby hat uns nach nur ca. weiteren 70 Kilometern Fahrt durch Dänemark ein idyllisch am östlichen Eingang des Grønsund gelegener Campingplatz erwartet, der nicht nur durch das nahende Saisonende mehr oder weniger fast leer war, sondern auch einen direkten Zugang zum Naturstrand am Grønsund hatte.
Nach dem Aufbau unseres „Lagers“ haben wir uns dann noch einmal auf den Weg gemacht, um im nahe gelegenen Askeby im „Fanefjord grill og pizzaria“ einen dänemarktypischen Riesenhamburger zu verzehren und einen ersten Eindruck von Moen zu gewinnen.
Um es vorweg zu nehmen: Der ist überall einfach nur toll !!
Mal flache, mal hügelige Landschaft, Kornfelder, teils abgeerntet, teils noch nicht, Alleen, Wälder, „Siedlungen“, kleine Ortschaften, mal geht der Blick weit in die Landschaft, mal auf die knallblaue Ostsee, alles miteinander verbunden durch kleine, wenig befahrene und überschaubare und einsehbare Kurven, sodass selbst ich als „Motorradschisser“ mehr Spaß am Fahren als übermäßigen Respekt vor der nächsten Kurve hatte.
Ein multisensorisches Erlebnis, gefühlt tausenderlei Gerüche, mal warme flirrende Luft zwischen den Kornfeldern, dann wieder kühl und feucht in den Wäldern rund um Møns Klint.
Vom Liselund Slotspark aus haben wir den Abstieg ans Ufer unterhalb Møns Klint gemacht, der Parkplatz beim GeoCenter Møns Klint war uns – trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit wider Erwarten- zu voll.
Møns Klint und seine dazugehörigen Wälder sind ein Erlebnis für sich, ein verlängertes Wochenende reicht nicht annähernd hin, um die Insel in ihrer ganzen Vielfalt und ihrem Charme wahrzunehmen!
Beeindruckend auch die Nordwestspitze: Über eine kleine Brücke, die mittels einer Ampel mal der einen, mal der anderen Fahrtrichtung den Vorzug gibt, erreicht man den flachsten Teil der Insel, eigentlich eine „separate“ Insel namens Nyord, der sowohl Jörg als auch mich spontan an die Carmargue erinnert hat: Wiesen, Schilf, Kühe, Seevögel auf zergliederten Wasserflächen und am Ende ein possierliches kleines Dorf namens Nyord Sogn mit einem ebenso kleinen Hafen.
Von diesen kleinen Häfen, ohne nennenswerte Versorgungsmöglichkeiten und mit nur wenig Platz für Gastlieger gibt es rund um Møn einige und spontan ist bei mir der Wunsch nach einer ausgiebigen Møn-Rundreise mit dem Boot entstanden: In diesen Häfen wird man so zur Ruhe kommen, dass man hinterher wiederbelebt werden muss, dabei sind von diesen Häfen aus alle Gegenden von Møn problemlos mit dem Fahrrad erreichbar.
Aufgrund unserer Rundtour haben wir dann auch wieder Klintholm einen Besuch abgestattet, eher so aus Neugierde meinerseits, wie voll denn der Hafen ist; auch hier die Erkenntnis des Jahres. Sowohl vor der Hauptreisezeit als auch nach der Hauptreisezeit scheint alles zu gehen, nicht nur auf den Campingplätzen, sondern auch in den Häfen. Klintholm war mir aus 2013 schon in guter Erinnerung, weil ich von dort aus eine schöne Radtour nach Moensklint gemacht hatte.
Der „Rest“ ist schnell erzählt: Møn überzeugt auf der ganzen Linie und ohne Einschränkung! Die be- und verzaubernde Landschaft und die „gechillte“ dänische Lebensart zeigen ohne Verzögerung sofort Wirkung: Von der ersten bis zur letzten Minute auf Møn hat uns der Charme der Insel in Gänze eingefangen und bisher auch nicht losgelassen…! Fazit: Nach dem Mønbesuch ist vor dem Mønbesuch. Außer Frage werden wir wieder nach Møn fahren, sei es mit dem Motorrad oder mit dem Boot…!
Anlässlich unseres Mønbesuches hat auch ein schon lange angedachtes Vorhaben stattgefunden, nämlich ein Treffen mit Anke und ihrer Freundin Susann, die seit vielen Jahren begeisterte Mønurlauber sind…Danke für die Einladung zum Essen und den Abend mit Euch…!
Die alte Dame K75 hat wie seit 26 Jahren unauffällig und leise ihren Job gemacht, selbst der Tank hat durchgehalten und die mitgeführten Reparaturutensilien konnten im Koffer bleiben. Der Tank wird augenscheinlich nicht mehr lange überleben und so ist für die Winterzeit ein Refit der alten Dame gedacht:
Die „Tanksanierung“ durch Beschichten o.ä. ist unumgänglich, bei der Gelegenheit kann dann der auch seit dem Norwegenurlaub in den 1990er Jahren festsitzende Kühlerventilator mal wieder gängig gemacht werden, obwohl: Die Tante K ist so cool, dass sie diesen Lüfter nur bei 30 Grad Außentemperatur im Stau braucht, also eigentlich nie…! Da er seit der Møllsbygda-Passfahrt am Geirangerfjord nie wieder gebraucht wurde, ist er auch schlicht „festgegammelt“…
Neue Gabeldichtringe und wenn schon denn schon eine neue Lackierung werden sie optisch und technisch wieder fit bis zum Ableben machen. Fragt sich nur wer als erster daran ist, die Tante K oder ich…
Für das Refit habe ich eine geeignete „Klinik“ gefunden : Die Firma Gratenau in Dreieich, die die K-Serie wohl richtig „gut kann“. Der Kontakt ist schon hergestellt, die Tante K wird zum Saisonende hier abgeholt und wird die Heimreise frisch geschminkt wohl auf ihren eigenen zwei Rädern antreten…
Es bleibt spannend…
Zu weiteren Bildern des schönen Wochenendes geht es hier :
Hej,
„Nach dem Mønbesuch ist vor dem Mønbesuch.“ – Wie wahr!
Ich habe mit Genuss Deinen Reisebericht gelesen. Møn ist seit Jahren mein Urlaubsziel Nr. 1, und natürlich am liebsten auf meiner Kawasaki KLR 650. Bei Deinen Beschreibungen und Bildern kam sofort wieder massive Sehnsucht auf. Ich wünsche Dir alles Gute und schöne, zukünftige Urlaube auf Møn.
Liebe Grüße, Jörn
P.S.: Auf meinem noch recht jungen Fotoblog habe ich ein paar Bilder meines letzten Motorrad-Urlaubs 2014 auf Møn veröffentlicht. Vielleicht magst Du ja einmal vorbeischauen.