…beginnt mit einem Vorhaben unserer Nachbarin Irmtraut G., das schließlich tödlich endete.
Vom Alter entkräftet, konnte Frau G. seit einigen Jahren ihren Garten nicht mehr ihren Vorstellungen entsprechend pflegen und gestalten.
Wenige Tage vor ihrem Ableben im Hochsommer diesen Jahres hatte sich Frau G. entschlossen, ein letztes Mal ihre Dahlien zur Blüte zu bringen und hat zu diesem Zweck ein völlig verkrautetes Stück Erde in der ihr seit Jahrzehnten eignen Art steril und unkrautfrei hergerichtet.
Was selbst für einen kräftigen Menschen anstrengend gewesen wäre, hat sie mit ihrer Restmobilität geschafft, um dann einige Tage später die Dahlien in das vorbereitete Beet einzusetzen. Wer auch nur einmal Dahlien im Winter aus der Erde herausgeholt hat, um sie im Frühjahr wieder einzusetzen, weiß, was Irmtraut G. sich final zugemutet hat…
Am letzten Tag ihres langen Lebens, dem 1. Juli 2015, den sie morgens zunächst sicherlich nicht als solchen wahrgenommen hat, hat Frau G. dann in einer eigentlich völlig ungeeigneten Jahreszeit, nämlich im Hochsommer, die Dahlien in das vorbereitete Beet gepflanzt, um danach vor diesem, mutmaßlich zufrieden, zusammenzubrechen und sich aus ihrem Garten endgültig zu verabschieden…!
Der ganze “Vorgang“ wurde von unserem Feriengast Friederike K. aus dem Küchenfenster des Ferienhauses beobachtet und zunächst völlig falsch eingeschätzt:
Frau K. dachte, Frau G. wäre „nur“ gestürzt, wollte ihr dann, zwei dazwischen liegende Zäune im Schlussprung überwindend, zur Hilfe eilen, um dann in ihrer Eigenschaft als Krankenschwester den Exitus festzustellen.
Telefonisch hat Frau K. dann den Rettungsdienst, dieser dann das Bestattungsinstitut und abschließend dann mich pragmatisch telefonisch informiert : “Ich habe die Dame ja die Tage schon im Garten beobachtet und dass ist doch ein schöner Tod, wenn man da stirbt, wo man sich wohl fühlt und außerdem war ja das Alter erreicht…!“
Woran sie erkannt hat, dass „das Alter erreicht war“ mag ihr Geheimnis bleiben…
Hier kamen Frau P. wohl ihre genetische Ausstattung als “Ostfrau“ zur Hilfe:
Ich denke, nicht wenige Feriengäste hätten schreiend das Ferienhaus verlassen und sich nicht mehr wohlgefühlt, als Bürger der ehemaligen DDR ist man offensichtlich regelmäßig pragmatischer und lebensnah, so zumindest meine langjährige positive Erfahrung mit den Mitmenschen jenseits des linken Elbufers.
Frau K. hat ihren Urlaub jedenfalls entspannt fortgesetzt und gut bewertet…
Der Rest ist eher schnell erzählt:
Frau G., besser ihre sterbliche Hülle, wurde kurzfristig von der Polizei beschlagnahmt, was bei unerwartetem Ableben wohl ein Routinevorgang ist, um Begehrlichkeiten potentieller Erben auszuschließen um dann einige Tage später unter Würdigung ihres langen, wohl im Wesentlichen zufriedenen Lebens bestattet.
Uli ist nun um ihre „Gartenfreundin“, die sie das eine oder andere Mal um Rat gefragt und diesen erhalten hat, ärmer und der Grundstückserbe um geschätzt ca. 240.000,00 Euro reicher.
Was hat das Ganze nun mit einem „Zwickel“ zu tun:
Von Frau G.`s Erbe haben wir nach einigem Hin- und Herüberlegen ein dreieckiges, 200 m² großes Grundstücksteil, eben einen „Zwickel“ abgekauft, nachdem andere Überlegungen (das ganze Grundstück samt Haus oder einen größeren „Zwickel“ kaufen mangels wirtschaftlicher Potenz) verworfen worden sind.
Der „Zwickel“ ist zwischenzeitlich unserem Grundstück „zugeschlagen“, das heißt, der alte Zaun wurde entfernt, ein neuer errichtet, das Gemüsebeet erweitert, eine gemischte Hecke wurde gepflanzt und bietet Sicht- und Sozialschutz gegen mögliche potentiell schwierige neue Nachbarn und ein paar neue Strom- und Wasserleitungen wurden verlegt, um auch für diesen Grundstücksteil eine Infrastruktur für meinen „Illuminationszwang“ und für unsere gärtnerischen Aktivitäten zu schaffen.
So kann nun der „Zwickel“ über den Winter ruhen und sich gleich zu Beginn des Frühjahrs ungestört “entfalten“!
Die ganze Aktion ist, mit Ausnahme des friedlichen Ablebens von Frau G., eigentlich ziemlich unsinnig, schaffen wir es doch jetzt schon nicht, dass vorhandene Grundstück “angemessen“ zu “pflegen“; andererseits ist dieser neue Grundstücksteil der einzige, der mehr oder weniger ganzjährig im Sonnenlicht liegt und bei Erfordernis kann ein bisschen mehr Abstand zu neuen Nachbarn auch zu guter Nachbarschaft beitragen.
Gerade die bei dem Erwerb des Zwickels gemachten Erfahrungen mit einem neuen “Zwickelanlieger“ und dem Verkäufer des “Zwickels“ haben die Sensibilität für dieses Thema geweckt:
Der eine hat mit der Kompromisslosigkeit einer führerlosen Straßenbahn stur am Kurs seiner Verkaufsvorstellungen und dem dazugehörigen Procedere festgehalten, der andere hat sich, konfrontiert mit der Bitte, ob man sein Grundstück als Zuwegung für die Gärtner benutzen kann – geziert wie eine Jungfrau; dazu muss man wissen, dass sein an unseren Zwickel angrenzendes Grundstück derzeit eine einzige Baustelle ist bzw. im hinteren an den Zwickel angrenzenden Teil seit 25 Jahren ausschliesslich „Wildwuchs“.
Selbst wenn man die Zuwegung mit einem Jagdpanzer befahren würde, ließe sich an dem derzeitigen Zustand kaum etwas verschlechtern. Nach langem Hin und Her hat er uns die “Genehmigung“ erhalten, sein Grundstück zu benutzen unter der Maßgabe, dass etwaige “Beeinträchtigungen“ seines “Englischen Gartens“ natürlich unverzüglich beseitigt werden müssen…
Offen blieb die Frage, was man bei dem derzeitigen Zustand seines Grundstücks beeinträchtigen kann. Die durch ihn verursachten Beeinträchtigungen, nämlich seit dem Frühjahr dieses Jahres selbst in den Nachstunden von Feiertagen wie Himmelfahrt, Pfingsten und Ostern zu stemmen, zu bohren und zu hämmern hingegen sind “sein gutes Recht“!
Kurz nach Erteilung der “Nutzungsgenehmigung“ fiel ihm dann noch ein, dass unser Gärtner dann ja seinen Schutt mitnehmen könne, seinen “Entsorgungsanteil“ in Höhe von 30,00 Euro mochte er mir dann aber doch nicht erstatten, da tatsächlich auf seinem aus Waschbetonplatten-Bruchstücken bestehenden provisorischen Fahrweg eine weitere Platte kaputt gegangen sei…!
Schuldbewusst, auch in der Befürchtung, dass seine Baufinanzierung ob meiner Forderung zusammenbrechen könnte, habe ich dann auf die Erstattung verzichtet…
Ob des gelungenen Deals hat er mir dann noch die Hand gereicht auf “gute Nachbarschaft“!
Offensichtlich liegen unsere Vorstellungen davon weit auseinander, bemühen werde ich mich trotzdem und im Stillen hoffen, dass auf Frau G.`s Grundstück “ganz normale Leute“ einziehen…!
In Memoriam an Frau G. werden wir den Zwickel revitalisieren…!
PS : Die Dahlien sind wider jegliches Erwarten trotz der späten Pflanzzeit und des trockenen Sommers innerhalb kurzer Zeit ausgetrieben und zu voller Blüte gediehen…!
Dieser Tage haben wir sie ausgegraben und werden sie im nächsten Frühjahr wieder an gleicher Stelle auf unserem „Zwickel“ einpflanzen..
Aberglaube sieht anders aus…
Das ist der Zwickel :
Hier folgt demnächst noch ein Video des Zwickels, aufgenommen mit meiner Drone, sobald es windstill und sonnig ist…